Gutachten der Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. [GfdS] ...  
     
 

Sehr geehrter Herr Killermann,

etwa drei Prozent der deutschen Familiennamen enden auf -mann. Es handelt sich also um eine relativ häufige Namenform, die in allen Namengruppen vertreten ist.
Familiennamen haben sich in einem langen Entwicklungsprozeß seit dem 12./13.Jahrhundert herausgebildet. Dabei sind fünf Gruppen von Familiennamen zu unterscheiden: 1. Familiennamen aus Rufnamen, 2. Familiennamen aus Herkunftsbezeichnungen zu Ortsnamen, 3. Familiennamen aus Wohnstättennamen, 4. Familiennamen aus Berufsbezeichnungen und 5. aus Übernamen.
Bei Familiennamen aus Rufnamen muß man zwischen dem althochdeutschen Namenelement man in der Bedeutung 'Mensch, Mann' in zweigliedrigen Rufnamen (schon seit dem 1.Jahrhundert nachweisbar) wie z.B. Hermann, Germann, Volkmann, Willmann, Hartmann und dem jüngeren Kosesuffix -mann, das an Kurz- und Koseformen von Rufnamen und sogar an nichtdeutsche Rufnamen angefügt wurde wie z.B. Götzmann, Tillmann, Petermann, Christmann usw. unterscheiden.

Beim Namen Killermann kann es sich nun um einen Familiennamen aus einer mit dem Suffix -mann gebildeten Kurzform Kill(e) von mit Gelt- bzw. Gild- anlautenden Rufnamen wie z.B. Gildebert oder Gelther handeln. Das Namenelement Gelt auch Gild geht einerseits auf das germanische gisala, gisala, gisa, das althochdeutsche gÎsal, kÎsal in der Bedeutung 'Sproß, Sprößling', auch 'Kind edler Abkunft' in Namen und andererseits auf das germanische geldhan, gelten in der Bedeutung 'opfern' bzw. 'gelten, ent-, vergelten, erstatten, entrichten' zurück. Schon in alter Zeit kam es zu Vermischungen beider Formen, so dass man sie heute kaum mehr von einander trennen kann.
Im alltäglichen Sprachgebrauch wurden von den altdeutschen zweistämmigen Rufnamen Kurzund Koseformen bzw. Erweiterungen und Ableitungen gebildet. So konnte ein Rufname Gelther in der Mundart zu Geller, Giller vereinfacht werden (das t bzw. d wurde an das vorangehende l angepaßt) oder ein mit Gelt /Gild- anlautende Rufname wurde zu Gelt-, Gild-, Gel-, Gil- verkürzt. Diese Kurznamen gingen in regional unterschiedlichen Formen auch in die Familiennamenbildung ein: Gildo, Geldo, Giel, Gill, Gille(r), Kill, Kille(r), Gell(er) oder auch mit Kosesuffixen Gilli, Gilly, Geldiko, Gillich, Gilke, Gelke, Gellermann, Gillmann, Gille(r)mann, Kille(r)mann usw.

Mit dem Eindringen von fremden Rufnamen im Zuge der Heiligenverehrung wurden auch diese Namen für die Familiennamenbildung genutzt. Der altdeutsche Bestand an Rufnamen wurde durch die neuen Namen, die in der Regel griechischen, lateinischen, keltischen oder hebräischen Ursprungs waren, stark zurückgedrängt. Viele der fremden Rufnamen, die Ähnlichkeit mit schon vorhandenen deutschen Namen hatten, konnten sich leichter durchsetzen als andere.
So waren z.B. Kilian und Coloman im 7.Jahrhundert irische Missionare in Franken. Der heilige Kilian kam als Glaubensbote nach Franken und wurde Bischof bzw. später auch Patron von Würzburg. Der Rufname Kilian, der auf den keltischen Namen Killena in der Bedeutung 'Mann in der Zelle' bzw. 'Kirchenmann, Mönch' zurückgeht, wurde durch den heiligen Kilian besonders in Franken und im südwestdeutschen Raum bekannt. Der Name wurde an das Deutsche angepaßt und es entstanden solche Narrenformen wie Killian, Kielian, Kylian, Klgan, Killi, Killy, Kille, Kiehlmann, Killian, Kilius (lateinisch), Killer, Killi(n)g, Killmann, Kille(r)mann, Kyle, Kylemann u.a., die dann auch in die Familiennamenbildung eingehen konnten.
Somit kann eine jüngere Familiennamenform Killermann auch auf den Rufnamen Kilian zurückgehen.

Heute ist es ohne ältere Namensbelege sehr schwer, eindeutige Aussagen über die Herkunft des Familiennamens Killermann zu machen. So ist z.B. 1639 ein Adam Killmann in Rawitsch (eingewandert) belegt, der ursprünglich auf Kilchmann (Kirchmann) zurückgeht. Hier handelt es sich um einen Namen, der eine Person bezeichnet, 'die an der Kirche zinst oder auch wohnt' (vgl. auch Killmeyer = Kirchmeyer, Kilcher = Kircher u.ä.). Im Elsässischen ist der Kilbert (Killert) ein 'Kirchwart, Küster' (u.a. auch durch den Namen Kilian in der Bedeutung 'Kirchmann' beeinflusst).
Der Name Killermann kann aber auch eine Nebenform von Kellermann sein. Sie erwähnten eine Namensform Kellermann. Dies könnte ein Hinweis auf eine ursprüngliche Namenform Kellermann sein, die aber nur mit Namensbelegen von vor 1600 überprüft werden kann.

Eine große Anzahl von Familiennamen, die mit -mann gebildet wurden, lassen sich auf Herkunftsnamen zu Ortsnamen oder auch Wohnstättennamen zu Örtlichkeitsnamen zurückführen. So sind u.a. solche Ortsnamen wie Killer bei Hechingen, Killingen in Württemberg, Killersberg in Bayern bei Schwanenkirchen und ein Killenhof in Württemberg belegt. Auch in Örtlichkeits- und Gewässernamen ist das Wort kill(e) enthalten. So ist das deutsche kil(l) u.a. mit dem nordischen kÎl in der Bedeutung 'Quelle', 'lange schmale Bucht' und auch mit dem mittelhochdeutschen und mittelniederdeutschen kÎl 'Keil', auch 'keilförmiges Land' verwandt. Hierher gehören solche Ortsnamen wie u.a. Kiel, 1257 in der Schreibung 'Kyl' und 1232 'to dem Kyle' bezeugt, Kila als Fluß- und Ortsname, so die Kyll bei Trier, bezeugt in den Schreibungen 'Kila', 'Kyla', 'Chyla', 'Kile', 'Chile', Kiliberg = Kyllburg bei Birburg, Kill in der Eifel usw.
Hinweise für einen Familiennamen Killermann aus einer Herkunfts- oder auch Wohnstättenbezeichnung sind in alten Urkunden solche Namenszusätze wie von, van, de (lateinisch), zu, to u.ä., die aber dann im Laufe der Zeit wegfielen.
Das auslautende -mann konnte dann später noch als Kosesuffix angefügt werden. Auch hier sind ältere Namensbelege zur eindeutigen Bestimmung erforderlich. Es ist anzunehmen, daß die Namenform Killermann eine jüngere Form ist und
vor allem im südwestdeutschen Sprachraum vorkommt.
Natürlich ist auch eine Herkunft 'aus der Stadt Kiel' möglich, wenn Ihre Vorfahren, wie Sie selbst anmerken, aus dem Norden stammen würden und ältere Einträge in Urkunden solche Namenformen wie z.B. Kiel, Kielman(n), Kiehl, Kehlman(n), Kil(1)mann, van Kile und Kileman um 1300 in Lübeck, 1532 ein Hinrick Kylemann u.ä. aufweisen würden.

Aus linguistischer Sicht sind für den Familiennamen Killermann, der auch in den von Ihnen genannten Schreibungen Kilerman, Khüllimann, Killmann,
K(h)il(l)iman
belegt ist, die folgenden Erklärungsmöglichkeiten am wahrscheinlichsten:
1. als Familiennamen aus einer Koseform des Rufnamens Kilian oder auch von mit Gelt-, Gildanlautenden Rufnamen; 2. als Familienname aus einer Herkunftsbezeichnung u.a. zum Ortsnamen Killer bei Hechingen und 3. als Familienname aus einer Wohnstättenbezeichnung zu solchen Örtlichkeitsnamen wie die Kyll bei Trier, der Kiliwald (ein Wald um die Kyll, bezeugt im 11./12.Jahrhundert in den Schreibungen Kiliwald, Kylewald, Kilwalt, Kiliwalde, Kilewalt) u.ä.

Alle anderen Deutungen sind möglich, aber ohne ältere Namensformen und genealogische Zusatzinformationen (wie u.a. die Herkunft Ihrer Vorfahren) nicht sicher.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen mit diesen Informationen weiterhelfen.

 
 
 
  Gabriele Rodriguez, [GfdS] Aug. 1998  
 
  

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